Nord-Estland

Sehenswürdigkeiten in Nord-Estland

Der Baltische Glint
Das gewaltigste Naturmonument in Estland ist der Baltische Glint - das an der Wasserlinie ragende, hohe Kalksteinplateau der Nordküste. Das steil abfallende Ufer ist 1.200 km lang, beginnt in Schweden bei Aland und endet in Russland am Ladogasee. In der Ostsee und in den Urstromtälern ist der Glint teilweise schwer erkennbar, dagegen gibt es an der Nordküste bei der Insel Pakri und bei Ontika wirklich hohe und steile Küstenabschnitte. Die Steilküste ist für Estland ein nationales Symbol geworden und wurde auf die Liste für einen Eintrag in das Weltkulturerbe der UNESCO gesetzt. Die jähe Küste am Nordufer bezeichnet den Anfang oder das Ende des Landes, je nach Blickrichtung. An der Halbinsel Pakri erreicht das Kliff direkt an der Wasserlinie eine Höhe von bis zu 21 m, in Ontika etwas abseits vom Strand bis zu 56 m. Auf einem etwas vorragendem Kliffteil in Tallinn liegt der Domberg - der Sitz der Regierung und des Parlaments von Estland. Die Gesteine, die im Glint austreten, sind vor 500 Millionen Jahren entstanden. Im oberen Teil liegen Kalkablagerungen, am Fuße des Felsen Schichten von Lehm und Schiefer. Die nordestnischen Flüsse, die zum Finnischen Meerbusen fließen, verlassen den Glint durch steile Kerbtäler, bilden Wasserfälle und setzen den Weg in Katarakten und Stromschnellen fort. Zum Glint an der Nordküste zählt man insgesamt 35 Wasserfälle. Obwohl die meisten von ihnen mit einem Sturz bis zu 5 m Tiefe niedrig sind, gelten sie bei Hochwasser als schönes Schauspiel. Der höchste Wasserfall - 26 m - ist der Valaste Fall. Beliebte Besuchsorte sind auch die wasserreichen Fälle Jägala und Keila bei Tallinn. Der einzige Küstenabschnitt, welcher vom Meer ständig zerrissen wird, liegt auf der Halbinsel Pakri, 50 km westlich von Tallinn. Aus diesem Grund wurde der neue Leuchtturm von Pakri etwas abseits vom Ufer errichtet. Durch fortdauerndes Abbröckeln des Ufers ist der alte Leuchtturm vom Absturz bedroht.

Der Jägala-Fall
An der alten Landstraßenbrücke wird der Strom des sonst ruhigen Jägala-Flusses schneller und das Flussbett breiter. Das Wasserrauschen lässt den Standort des Falles vermuten. Jägala ist mit seinen 8 Metern der höchste natürliche Wasserfall in Estland. Das überwiegend mit Mooren und Wäldern bedeckte Einzugsgebiet des bis zu 100 km langen Flusses gibt dem Fall eine ausreichende Wassermenge auch während der Trockenzeit im Sommer. Das vom Hang abstürzende Wasser hat den unten gelegenden, weichen Sandstein ausgewaschen. Die Fallkante ist vortretend; so können Mutige unter dem Wasserfall herumturnen. Es ist aber nicht zu empfehlen, weil sich die Kante ständig durch jährliche Abstürzungen nach hinten versetzt, durchschnittlich 2-3 cm pro Jahr. Den bisherigen Rückweg beschreibt das mehrere hundert Meter lange Kerbtal, mit rauschenden Katarakten an der Talsohle. Der schnelle Strom wurde früher durch mehrere Mühlen, später in Wasserkraftwerken, flussauf- und abwärts vom Fall, genutzt. Im Tal Jägala verbindet sich landschaftlicher Reiz mit Kulturschichten der Vorzeit und der industriellen Ära.

Das Hochmoor Viru
In Estland gibt es tausende Moore, fast ein Fünftel der Fläche bilden unterschied- liche Feuchtgebiete. Das 150 ha große Hochmoor Viru ist eigentlich eines der kleinsten, aber über einen Knüppeldamm leicht zu erreichen. Die Länge des Lehrpfades beträgt 3,5 km und wer nicht denselben Weg zurücklaufen will, sollte sich mit dem Auto oder Bus abholen lassen. Der Ausgangspunkt des Lehrpfades liegt etwa 1 km rechts von der Landstraße Narva in Richtung Loksa. Der Endpunkt liegt an der alten Landstraße; dort gibt es auch einen Parkplatz. Der Naturpfad ist für Jedermann leicht begehbar. Entwicklungsgeschichtlich handelt es sich hier um einen vor etwa 5.000 Jahren verlandeten See. Man kann mehrere Tümpel besichtigen und das - abgesehen von seiner braunen Farbe - reine Wasser auch trinken. Die braune Färbung rührt aus den Überresten des Humus und pflanzlicher Biomasse her. Der Mineralstoffgehalt im Wasser ist ausgesprochen gering - dies schmeckt man! Die Mooraugen und Tümpel gehören zur Moorlandschaft. Erstere sind die offenen, letztere die durch Pflanzendecke versteckten Stillgewässer. Die Größe der Moorgewässer reicht von einigen Quadratmetern bis zu riesigen 100 qkm. Meistens sind sie bis zu 2 m tief, mit steilen Ufern und schlammigem Grund. In den größeren Mooraugen gibt es manchmal auch kleine Inseln. In der Mitte des Knüppeldammes steht ein Aussichtsturm, der unter Kindern und Fotografen sehr beliebt ist. Das Viru-Hochmoor gehört zum ältesten, im Jahr 1971 gegründeten Nationalpark Lahemaa. Die Zentrale des Nationalparks befindet sich im prächtig restaurierten Gutshof-Ensemble Palmse.

Aegviidu
Kieferwald, eine abwechslungsreiche Landschaft, viele Seen, beerenreiche Moore, gute Radwege und Langlaufpisten sind der Grund für die Popularität von Aegviidu. Angefangen hat es im Jahr 1938, als am See Purgatsi das erste staatliche Ferienhaus, das Touristenheim Nelijärve errichtet wurde. Auf hiesigen Hügeln werden die Tallinner Langlauf- und Fahrradmarathons durchgeführt. Dass das Klima in Aegviidu wirklich gut zum Skilaufen passt, beweist die auf den Höhenzügen des Südostens bis ins Frühjahr liegende Schneedecke. Nördlich von Aegviidu liegt eine abwechslungsreiche Landschaft mit Wäldern und Mooren. Dort gibt es mehrere markierte Wanderpfade. Hier gibt es auch die typischen Oser, subglaziale, wallähnliche Aufschüttungen von Schmelzwassersanden und -kiesen und in den ehemaligen Toteislöchern entstandene tiefe Gruben, Becken und Plateaus. Das Gebiet ist äußerst reich an Seen (35), worunter die meisten nährstoffarmen und hypertrophen Charakters sind. Besuchen sie die 150 Hektar große Erika-Heide von Jussi! Charakterpflanzen auf der Heide sind auch die Bärentraube, der Feldthymian und viele Flechten. Noch vor 100 Jahren gab es hier einen Kieferwald, dann wurde es zu einer Kahlschlagfläche. Die Perle von Nord-Kõrvemaa ist der gewundene See Paukjärv mit seinem hellblauen, klaren Wasser. Vom Berg Paukjärve erstreckt sich ein weiter Blick auf das riesige Moor und den See; ungewöhnliche Kontraste auf der sonst waldbewachsenen und geschlossenen Landschaft von Kõrvemaa. Einen wunderbaren Panoramablick schenkt der Aussichtsturm am Venemäe.

Der Berg Emumägi
Das Dach bzw. der höchste Punkt des Höhenzuges Pandivere und des ganzen nördlichen Estlands ist der Berg Emumägi. Vom Aussichtsturm am Berggipfel erblickt man bei klarem Wetter mehrer Kirchtürme (Simuna, Väike-Maarja, Koeru, Laiuse). Im Unterschied zu anderen Aussichtstürmen inmitten der Wälder, sieht man von hier meist landwirtschaftliche Flächen mit dem Moorgebiet Endla und den Wäldern von Alutaguse im Hintergrund. Die absolute Höhe des Berges Emumägi beträgt 166 m, die relative Höhe 80 m. So überschreitet sie die vom Emumägi und auch die des Berges Suur Munamägi. Entwicklungsgeschichtlich handelt es sich hier um einen Wallberg (Os) auf einer drumlinartigen Erhebung. Mit dem nördlich gelegenen Berg Tammiku bildet der Emumägi eine 12 km lange Erhebung mit vielen steilen Tälern und Gruben. Der westliche, flachere Berghang wird bebaut.